Waldbestattung Berlin-Potsdam
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Seit Juni 2022 organisiere ich in unserem Bestattungsunternehmen Überführungen z.B. nach Israel, USA und Canada. Heute begleiten wir allerdings eine Naturbestattung am Ahorn-Baum im FriedWald Nuthetal, den ich bisher lediglich aus dem Internet kannte. Bevor es an diesem frühen Morgen auf die A100 Richtung Parforceheide geht, halten wir kurz bei unserer Floristin in der Seestraße, um der Trauergemeinschaft fünfundvierzig Mini-Sträuße aus Rosmarin und Vergissmeinnicht mitzunehmen. Über Nacht hat der Schnee die Mittelmark weiß bedeckt, gut eine halbe Stunde Winterreise-Feeling, hören Musik von Johnny Otis dabei; Country Girl.
Am Parkplatz zum FriedWald erwartet der erste Trauergast uns fragend, ob sein Urnenkranz hier erlaubt ist. Eigentlich nein, bzw. nur für die Zeremonie, denn im Unterschied zum Friedhof, schonen wir den Lebensraum Wald trotz Bestattung. Die Erinnerungsfotos vor der Urne werden immerhin bunter und der Tisch zum Trauerkaffee auch, gute Idee.
Noch eine Stunde bis zur Beisetzung, in der wir uns Orientierung verschaffen und eine Stele zur Aufbahrung der Urne am Baum platzieren wollen, denn eine Trauerfeier in der hiesigen Schutzhütte ist nicht geplant. Weil die Grabstelle vom Parkplatz etwa ein Kilometer entfernt ist, laufen Martina und ich zügig durch den verschneiten Wald, entlang einer Pferdekoppel, vorbei an jungen Kiefern, und ausgewachsenen Eichen. Zum Glück haben wir an Gummistiefel gedacht, denn der Schnee beginnt zu tauen.
Am Eingang haben sich inzwischen alle Trauergäste versammelt. Jetzt einen Moment innehalten; dazu stelle ich die FriedWald-Urne zwischen duftenden Rosmarin. Wir informieren die Trauergäste dass der Weg zu Fuß gut begehbar, jedoch etwas weiter, dafür aber mit Bänken ausgestattet ist. Gemeinsam, die Försterin mit Urne, die Witwe und ich, jeweils einen Blumenkorb im Arm ziehen wir los, pausieren hin und wieder, sodass die Trauergemeinschaft gleichzeitig am Grab eintrifft. Während die Urne im Waldboden beigesetzt wird, erzählt die Ehefrau des Verstorbenen mit Dankbarkeit von glücklichen Jahren. Ihre Worte berühren alle und trösten sogar mich irgendwie. Als kleine Geste zum Abschied wirft jeder statt Erde ganz still seinen Blumengruß in das Urnengrab.
Beliebte Alternative zum Friedhof, seit 2001 in Deutschland, Österreich und Schweiz als FriedWald benannte Bestattungsmöglichkeit für Bio-Urnen im Waldboden beigesetzt, Laufzeit 99 Jahre, 4 Standorte in Brandenburg.
Weil Urnen im FriedWald sich schnell zersetzen, bleibt die Asche, auch wenn die Ruhefrist nach 15 Jahren endet, quasi für die Ewigkeit dort.
Die hauseigene Ginkgo-Urne wird direkt vom Krematorium zur Försterin überführt. Bei stillen Beisetzungen steht sie für ein letztes Foto auf einer Baumscheibe über dem Urnengrab, bevor es mit Blattwerk und Waldboden wieder eins wird. Binnen weniger Monate gelangt die Asche in den Kreislauf der Natur, denn von ihrer Urne ist dann nichts mehr übrig.
Liebevolle Mitbringsel, kleine Engelchen etwa oder Grablichter passen eher nicht zum FriedWald-Konzept. Die Natur schmückt auf ihre Weise, schön, schlicht und doch immer passend zur Jahreszeit.
Alternative Südwestkirchhof Stahnsdorf
Falls Ihr eine Bestattungsmöglichkeit im Süden von Berlin sucht, möchte ich Euch den Waldfriedhof in Stahnsdorf ans Herz legen. Im aktuellen Trauerfall vergleichen wir ihn mit FriedWald. So bietet Stahnsdorf an, erst mit der Urnenbeisetzung den entsprechenden Baum zu pflanzen und durch einen kleinen Grabstein mit Inschrift zu kennzeichnen. Die Ruhefrist dort wäre beliebig verlängerbar. Andererseits erschwert das teilweise zugewucherte Gelände älteren Menschen die Orientierung.